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Der Schrei von Mutter Erde  – das ist eine der großen Motivationen meiner Arbeit

Ein weiteres sehr wichtiges Erlebnis war ein Einheitserlebnis mit einer Buche im Sommer 1997. Ich war die ganze Nacht wach. Am Morgen, die Sonne stand schon am Himmel und es war ein wunderschöner Tag, setzte ich mich zur Meditation. In mir hörte ich den klaren Ruf, mich mit einer ganz bestimmten Buche zu verbinden. Ich holte etwas von meinem Lieblings-Räucherwerk und näherte mich vorsichtig und respektvoll mit einem brennenden Räucherstäbchen und einer Anrufung an die Himmelsrichtungen an. Diese Buche hatte den üblichen mächtigen, glatten Stamm. Die Strahlen der Sonne drangen durch das Laubdach bis an den Boden dieses Platzes und tauchten alles in ein wunderbares Licht. Dann setzte ich mich auf einen Ast und sank in immer tiefer werdende Meditation. Plötzlich hörte ich physisch wahrnehmbare Brumm-Laute von dem Baum. Zuerst dachte ich, ich spinne, dann vermutete ich, diese Geräusche kämen von einem Tier. Das Seltsame war, dass ich dieses Brummen hörte und gleichzeitig wusste, was er, also der Baum, mir sagen wollte. Es war so, als ob ich mit meinen Ohren das Brummern hörte und in meinem Kopf die Worte dazu wahrnahm. Nach einer längeren Phase des Selbstzweifels vertraute ich diesem Prozess und sank in immer tiefer werdende Meditation. Dann gab es auf einmal keine Trennung mehr. Ich verschmolz vollkommen mit der Buche. Es gab keinen Unterschied zwischen mir und dem Baum. Ich war der Baum, und ich durfte erleben, wie meine Wurzeln tief in die Erde ragten und wie sich meine Blätter im Wind wogten, während die Sonne auf mich schien und die Säfte in mir auf und ab flossen. Ich war durch und durch Baum. Ich fühlte Bruder Baum, der hier zu meinem echten Freund fürs Leben wurde, tief in meinem Herzen, in meinem ganzen Wesen, in seinem Wesen. Irgendwann und sehr plötzlich veränderte sich mein Erleben. Auf einmal fühlte und hörte ich unmittelbar Mutter Erde. Mutter Erde schrie und schrie und schrie. Mir war, als hätte sie gigantische Geburtswehen. Intuitiv und zweifelsfrei wurde mir bewusst, dass es eins vor Zwölf ist. Nicht fünf vor, nicht vier vor, nicht drei vor, nicht zwei vor, sondern eins vor Zwölf. Ich weiß nicht, wie lange eine Minute für Mutter Erde dauert, doch ich spürte klar, deutlich und unmissverständlich, dass unser Verhalten, unsere Verantwortung oder Nicht-Verantwortung und unsere Art zu leben darüber entscheiden werden, was dann sein wird, wenn es Zwölf ist. 

Ich erlebte, dass wir alle verantwortlich sind, keiner kann sich drücken, jeder ist Teil des Lebensnetzes. Jeder Gedanke und jede Tat beeinflusst alles andere. Bruder Baum sagte mir, dass ich ein Botschafter für diese Botschaft bin.
Gleichzeitig gab es keinen Vorwurf in dieser Erfahrung. Es gab nur die reine Erfahrung wie es Mutter Erde in diesem Moment geht. Als ich zurückkam, das bedeutet als Mutter Erde sich zurückgezogen hatte und ich wieder mit dem Baum war, teilte er mir telepathisch mit, dass es Zeit sei mit meinem Marihuana- Konsum aufzuhören. Da fand ich mich plötzlich in einer Verhandlung wieder. Das Kiffen komplett aufzugeben, dazu war ich noch nicht bereit. Auch wenn ich die Sinnhaftigkeit erkannte. Doch die Sucht war zu groß. So handelte ich erst einmal eine dreimonatige Kiff-Pause aus, die ich auch konsequent umsetzte. Ebenso sagte der Baum zu mir, ich solle zu Paul gehen und ihn bitten, mir den heiligen Gebrauch von Tabak zu lehren. So drehte ich aus meinem Tabak einen letzten Gebetstabak und brachte meine gesamten Utensilien und den restlichen Tabak zu Paul. Paul leitete die Schwitzhütten auf dem Rainbow Gathering. Ich erzählte ihm von meinem Erlebnis und dass der Baum mich zu ihm geschickt habe und ich in bitten solle, dass er mich über Tabak unterrichte. Paul nahm meinen Tabak entgegen und sagte mir, ich solle mir eine heilige Gebetspfeife bauen. Sonst sprach er nicht viel über das Thema. Bei meinem Buchen-Freund rauchte ich meinen letzten Tabak, so wie man eine Gebetspfeife raucht, jedoch zog ich den Rauch in die Lungen. Noch während ich rauchte, wurde mir so schwindelig wie noch nie zuvor in meinem Leben. Ich musste mich auf den Boden legen. Zu dem Schwindel kam eine große Hitze und Übelkeit. Als ich Paul davon erzählte, lachte er und sagte: „Das nennen die Indianer: Die Sonne essen. Das kann vorkommen, wenn man den geweihten Rauch inhaliert. Der Tabak-Rauch ist immer für die Spirits, deswegen inhalieren sie ihn nicht.“ 

So wurde ich Pfeifenträger. Der Prozess des Bauens der Pfeife dauerte etwa ein Jahr. Ich suchte mir einen weißen Meerschaum- Block, aus dem ich die Pfeife schnitzen konnte. Dann besorgte ich mir ein Stück Zedernholz für den Pfeifenstiel. Der Bau der Gebetspfeife war auch in ihrem Manifestationsprozess eine wichtige Lektion für mich. Ich machte mir so unglaublich viele Gedanken, ich erwog dieses und jenes, statt einfach loszulegen. Ja, ein guter Plan ist mit Sicherheit wertvoll, doch man kann sich auch viel zu viele Gedanken machen. Das Umsetzen ging dann erstaunlich schnell und reibungslos. Selbst das lange Loch in den Pfeifenstiel zu bekommen war so viel leichter als ich mir das gedacht hatte. Es entstand eine wunderschöne Pfeife in einer wunderschönen Pfeifentasche. Diese Pfeifentasche lehrte mich auf meiner letzten alleinigen Reise, ehe ich Vater wurde, in einer schamanischen Zeremonie sehr wichtige Lektionen über die Frauen und das Leben. 

Aus dem Buch: „Der Pfad des Lichts“ mit einem Vorwort von Wolf D. Storl:

Soft-Cover:

https://shop.tredition.com/booktitle/Der_Pfad_des_Lichtes_-_Schamanismus_trifft_Moderne/W-948-265-936

Hardcover:

https://shop.tredition.com/booktitle/Der_Pfad_des_Lichtes_-_Schamanismus_trifft_Moderne/W-948-265-936